Bernhard Eder (A)
Gut zwei Jahre sang sich Bernhard Eder bei unzähligen Live-Auftritten den auf und durch «Post Breakup Coffee» verarbeiteten Trennungsschmerz von der Seele. Genug Zeit, um sich wieder oder besser gleich neu zu finden – menschlich wie musikalisch. «Nonsleeper» ist ein Neuanfang, die konsequente Entfaltung und weitergeführte Entwicklung von einem, der auszog, nicht stillzustehen.
Eder gibt sich auf seinem fünften Werk einer nur logischen Fortsetzung des Vorgängeralbums hin. Zumindest thematisch, wie schon der zunächst drückende, dann ausufernde Opener «Bird Away» eindrucksvoll beweist – schlaflos ist er, gedankenversunken und allein. Doch so verloren diese Nächte wirken, eine Anklage wird man nicht finden. Schließlich liegt die große Stärke aller zehn Stücke in einem beinahe impressionistischen Einfangen erlebter Momentaufnahmen. Schemenhafte, ruckartige Bildausschnitte aus einem und doch unser aller Leben, werden uns immer wieder präsentiert, durch packende Harmonien und präzise Sprache der Vergessenheit entrissen, durch Hingabe zum Detail für immer konserviert. Ohne große Wertung der eigenen Situation, geht Eder einen weiteren Schritt der Verarbeitung («Deeper»), bei dem nicht heilen wollende Wunden zum Vorschein kommen («In Vain»).
Der einschneidenden Erfahrung und dem damit verbundenen Gebot zur Vorsicht zum Trotz, wird Nonsleeper zu einer Art Spielerei, die einmal mehr die Neugier und immense Kreativität des Multiinstrumentalisten zeigt. «Ich wollte meinen Sound erweitern und mehr in Richtung Soul gehen», sagt Eder und verweist damit zum einen auf die spannendsten Elemente des neuen Soundgewands, als auch die großen Momente der geladenen Gastmusiker. Wenn eine Neuentdeckung der letzten Jahre den Soul in der Stimme hat, dann die Berliner Singer-Songwriterin Mari Mana. Das Duett «In Confidence» beschreibt die fesselnde Magie einer Unbekannten, vor allem jedoch die Angst, sich nach dem Verlust der Geliebten erneut jemandem zu öffnen. Besonders in Szene gesetzt, durch die strophenweise wechselnde Sichtweise der Protagonisten Eder/Mana, sowie den zarten Kalimbaklängen der Australierin PHIA. Ebenso vertreten ist Naked Lunch-Sänger Oliver Welter («Inside Joe Hill»). Der einfühlsame Psychedelik-Song behandelt die möglichen letzten Gedanken des 1914 zu Unrecht zum Tode verurteilten Schweden Joseph Hillström, kurz vor seiner Hinrichtung. Um die Riege der Musikerfreunde zu vervollständigen: gemischt wurde das Album von Naked Lunch-Mitglied aka Fuzzmann Herwig Zamernik. Eine künstlerische Freundschaft, die «…den Songs mehr Raum gab und manchmal auch magic strings» («Turn On»).
Und dann ist Nonsleeper eben doch mehr als nur eine Fortsetzung. Dank Bernhard Eder werden scheinbar verlorene Nächte zum Fanal. Es ist das Aufmerksamkeit erregende, von bedeutender Veränderung kündende Zeichen zum Aufbruch, welches als vertontes Leuchtfeuer für alle Ruhelosen durch das Dunkel der Nacht scheint. Seine Wandelbarkeit, die teils kargen Zeilen, geprägt von unmissverständlicher Bestimmtheit, der teils, im weitesten Sinne, radikal reduzierte Kammerpop, die sich aufschichtenden perkussiven Parts, all das zeigt, worum es immer ging und immer gehen wird – nur nicht stillstehen.
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