Adrian Branz (D)

02.08.2023
Adrian Branz (D)

Wer von deutschen Indie-Bands nur platte Floskeln über Liebe erwartet, der wird vom Tiefgang von Adrian Branz sehr überrascht sein. „Wenn ich Songs schreibe, habe keinen Filter. Ich lasse knallhart alle Gefühle raus, auch wenn das heißt, dass ich manchmal kitschige Liebessong schreiben muss”, beschreibt der Wahl-Hamburger Newcomer schmunzelnd seinen Schreibprozess. “Portugal” ist einer dieser ehrlichen Songs, in denen er ganz offen von Sehnsucht, Liebe und dem komplizierten Alltag singt. Der Song ist dabei tanzbar mit melancholischen Gitarren und einer treibenden Kick. Es klingt nach Sommer und macht Lust ins Auto zu steigen, die Fenster runterzukurbeln und einfach loszufahren - der perfekte Indie-Sommerhit.

Adrians Stimme klingt mal rauchig, mal fast gehaucht und erinnert an Indie-Größen wie Jupiter Jones, Philipp Poisel oder Michèl von Wussow. Lagerfeuer-Gitarren laden zum Träumen ein, der knackige Bass und die Kick drücken dabei aufs Gaspedal. Der Song ist eingängig - der Chorus bleibt sofort im Ohr - und ist doch dynamisch, wenn in der Bridge rockige Gitarren und Mitgröl-Chöre dazukommen. Inhaltlich erzählt Adrian Branz von der Sehnsucht, mit seiner Freundin einfach aus dem grauen Alltag abzuhauen und zusammen ans Meer nach Portugal zu fahren. “In den vier Wänden sind die Tage alle gleich. Und davon rennt nur die Zeit, aber warum nicht wir zwei? Nur ein paar Tage mit dir in Portugal am Meer. Ein paar Tage neben dir aufwachen, ohne mir überhaupt Gedanken zu machen. Oh, das wärs!” Ihm gelingt dabei die Gratwanderung, offen von seinen Emotionen zu singen ohne jemals schlageresque zu wirken, indem er die Zuhörer*innen in szenische Bilder eintauchen lässt.

Dass er für die Musik all-in gehen will, ist Adrian Branz schon mit 15 Jahren klar. „Ich komme aus einer komplett unmusikalischen Familie und bin in einem Kuhdorf in Baden-Württemberg aufgewachsen ohne irgendwelche Verbindungen zur Musikindustrie. Aber schon in meiner Schulzeit habe ich nie gelernt und immer nur Gitarre und Schlagzeug geübt”, schmunzelt er.
Doch der Weg bis zum Profimusiker war für ihn sehr steinig. Bei einer Komplikationen bei seiner Geburt wurde ein Nerv beschädigt, wodurch Adrian seinen rechten Arm nur eingeschränkt benutzen kann. Klavier zu spielen ist für ihn dadurch nicht möglich. Doch er gibt nicht auf und entwickelt eine eigene Technik, Gitarre zu spielen und übt in jeder freien Minute. Als in einer seiner Schülerbands dann der Lead-Sänger ausfällt, wagt sich Adrian auch zögerlich ans Mikrofon. Doch bei diesem allerersten Auftritt als Sänger bekommt er knallhartes Feedback von Besucherin: „Du kannst nicht singen - also lass es bleiben!“
„Dieser Satz war so ein Schock für mich und hat mich jahrelang gehemmt”, blickt Adrian heute zurück. Aber er bleibt dran, nimmt Gesangsunterricht, und wird nach dem Abitur sogar für ein Gesangsstudium in Dinkelsbühl angenommen. 2022 nimmt er dann am renommierten Popkurs in Hamburg teil, wo er nicht nur seine Band findet, sondern auch seinen persönlichen Stil. “Man kann sich in der deutschen Sprache nicht hinter Floskeln verstecken wie im Englischen. Aber das mag ich! Denn meine Songs sind immer total persönlich, ich halte nichts zurück.”
Für seine Musik konnte Adrian Branz eine Förderung der Initiative Musik gewinnen. Gemeinsam mit dem Produzenten Thomas Böck (Marlo Grosshardt, Simon Lewis) und seinen Bandkollegen Raphael Pfeiffer, Arne Horstmann, Felix Möller, Marcus Klaedtke nahmen die Jungs 2022 in Wien ihr Album auf. Über das Jahr 2023 hinweg werden nun drei Singles Release erscheinen mit drei zusammenhängenden Musikvideos, wofür sie mit Fabian Zimmermann (FZ Studio) zusammengearbeitet haben. Am 20. Oktober wird dann das Album “Tiefer als das Gefühl” erscheinen.
Adrian Branz und seine Band stehen in den Startlöchern für einen wilden Sommer mit Konzerten und Releases, angeführt mit ihrer neuen Single “Portugal.”
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