Geka (D)
Unverhofft kommt oft. Ein selten dämlicher Alltagsspruch, der aber zur folgenden kleinen Musikergeschichte passender nicht sein könnte. Sie erzählt von einer wunderbaren Stimme, die der Musikerin Geka gehört. Geka lebt in Hamburg und hat nach über drei Jahren endlich ein Plattenlabel für ihr Debüt "Station" gefunden. Auf Le Pop tummeln sich normalerweise lauter französische Chansoniers. Mit Geka ist erstmalig eine deutsche Sängerin vertreten, die zwar sehr französisch klingt, aber verträumt englisch singt und eben nun in der Bundesrepublik geboren ist.
Mit 15 Jahren beginnt die gebürtige Erlangerin, ihre ersten Stücke zu schreiben. Die eigenen Kreationen verschaffen ihr dabei eine Art Seelenheil, wie sie selber sagt. Neben Film- und Opernmusik entdeckt sie mit Velvet Underground ihre Leidenschaft zum Pop. Ihre erste Mädchenband heißt Die Tüte der Marie. In Hannover spielen sie im Szene-Club Silke-Arp-Bricht. Hier trifft sie ihren heutigen Lebenspartner Pit Przygodda. Dieser hat eine Band namens Go Plus, und auf deren Album "Largo" entzückt sie bereits 1998 gesanglich mit dem Titel "Schein an".
Einige Zeit später sitzt sie alleine in der Küche und komponiert mal eben drei Lieder. Anfangs noch zurückgezogen, spielt sie anderen Menschen ihre eigenen Songs vor und bemerkt, dass diese Klänge nicht nur ihr Freude bereiten. Schnell gesellen sich fünf weitere Harmonien dazu, und einer Platte steht eigentlich nichts mehr im Wege. Tobias Levin, Produzent von Tocotronic, Kante und Jens Friebe entdeckt die schlanke Sängerin in einer kleinen Hamburger Bar. Sofort bietet er ihr an auf eigene Kosten ein Album zu produzieren. Jetzt muss nur noch eine Plattenfirma her, und ein Traum wird endlich Wirklichkeit. Doch das Songwriting der jungen Frau wird zunächst von keinem Label, weder im In- noch im Ausland, gewürdigt.
Geka selbst hat nicht daran gedacht, dass es so schwierig sein wird. Der Frust ist groß, bei so einer negativen Resonanz vergeht einem schnell der Glaube an das Musikbusiness. Ganze drei Jahre später findet sie dann endlich auf dem Kölner Label Le Pop ihr Zuhause. Anfangs denkt sie noch, dass dieses freundliche Label in Frankreich sitzt, zögert zunächst, sich bei ihnen zu melden. Doch schnell ist die Heimat im Rheinland ausgemacht, und Geka schickt ihr Album den beiden Betreibern Rolf Wittler und Oliver Fröschke.
2006 erhält ihr Debüt "Station" zahlreiche positive Kritiken. Vergleiche mit Nico und Françoise Hardy bleiben nicht aus. Der mühsame Weg hat sich also doch noch gelohnt, und man darf sich nur wünschen, dass Geka mit ihren zauberhaften, verschrobenen Pop-Chansons bald die ganze Welt verzaubert. Ein zweites Album mit deutschen Liedern ist übrigens auch schon in Arbeit.
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LAUT.DE-KRITIK
Auf langen Umwegen zum inneren Seelenfrieden.
Review von Jasmin Lütz
"Parlez-vous francaise? Nicht nötig. Madame Geka singt auf Englisch. Hinter diesem eigenwilligen Namen verbirgt sich eine wunderbare Stimme aus Hamburg. Fast drei Jahre dauerte es, bis die Wahlhanseatin ein freundliches Label fand, das ihr Debüt "Station" allgemeinen Ohren zugänglich macht. Das wurde aber auch Zeit.
Selbst der Toco-Dirk freut sich wie Bolle, und man begreift schnell die Magie, wenn man ihre wunderbaren Popstückchen in englischer Sprache zum ersten Mal hört. Wie gut, dass das freundliche Label Le Pop aus Köln keinerlei Zweifel am Talent dieser Dame hatte und mit diesen acht Klangmelodien zu besseren Träumen verhilft. Diesmal also nichtfranzösische Chansons, die sich allerdings bestens in die sonstige frankophile Harmonie einreihen. Und der Einfluss eines Serge Gainsbourg ist deutlich zu hören.
Bereits 2002 wurde "Station" von Tobias Levin (Kante, Tocotronic) produziert und verzauberte mit seinem grazilen Songwriting. Es müssen nicht immer 200 Dezibel durch die Boxen dröhnen. Leise Klänge sind Balsam für die Ohren. Mit dieser unüberhörbaren Stille baumelt die Seele ruhig dem Sonnenuntergang entgegen. Den Hafen mit Fernweh stets im Visier ("Homesick") weht die 32-Jährige mit ihren Songs eine leichte Brise vom Meer zu uns hinüber.
Geka singt den Sommer heran, als käme sie gar nicht aus der nasskalten Hansestadt, sondern direkt aus dem sonnigen Kalifornien. Harmonische Gitarrenklänge begleiten die unaufdringliche Rhythmusfraktion. Dazu hier und da mal Synthesizer, 60s Sound, ein Klavier (Excursion Through Summerheat), Vibraphon oder Saxophon-Akzente. Dabei ist die Stimme stets das Hauptinstrument.
Zu viel Harmonie, Ruhe und Niedlichkeit schnürt einem ja meistens die Rockerkehle zu. Bei Geka kann die Schreiberin aber definitiv Entwarnung geben. Selbstsicher bahnt sich die Meisterin der stillen Töne lange Umwege zum inneren Seelenfrieden. Popmusik, wie sie frühlingsfrischer nicht sein kann. Da kann man der lieben Geka nur weiter fest die Daumen drücken, dass ihre Grazie die Masse beeindruckt. "Quiet Is the new loud", immer noch."